Stecklinge richtig schneiden

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Die Vermehrung über Stecklinge ist eine einfach und schnelle Methode der Vermehrung

Man nehme einen jungen Trieb einer beliebigen Pflanze, stecke ihn in frisches Substrat oder ein Wasserglas und lasse ihn wurzeln. Bald schon dürfen Sie sich über eine neues, samenechtes Exemplar Ihrer Pflanze freuen. Die Vermehrung durch Stecklinge ist wahrhaft kein Hexenwerk. Zu leichtfertig sollten Sie die Sache aber auch nicht angehen. Damit die vegetative Vermehrung erfolgreich verläuft, müssen Sie vor allem beim Schneiden der Stecklinge einiges beachten. Wir erklären Ihnen, worauf es dabei ankommt.

Was ist eigentlich ein Steckling?

Ein Steckling beschreibt einen entnommenen Teil einer Pflanze, der zur Vervielfältigung verwendet wird. Dabei handelt es sich um die Triebspitze der Mutterpflanze. Besonders empfiehlt es sich, das Schnittgut nach einem Rück- oder Formschnitt nicht zu entsorgen, sondern es für die Vermehrung zu nutzen. Stecklinge können Sie nahezu jeder Pflanzenart entnehmen. Wie erfolgreich die Bewurzlung im Endeffekt verläuft, hängt von der jeweiligen Sorte ab. Wichtig ist, dass Sie die Stecklinge gleich nach dem Schneiden weiter verarbeiten. Bei langer Lagerung verringert sich die Erfolgschance enorm.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Vermehrung

Jeder Steckling sollte

  • mindestens ein Blattpaar beziehungsweise 2 Blätter besitzen
  • nicht zu weich sein (Fäulnisgefahr)
  • nicht verholzt sein (keine Wurzelbildung)

Schnitt Anleitung

Der richtige Zeitpunkt

Für die Vermehrung der meisten Pflanzen eignet sich der Frühsommer am besten. Zu dieser Zeit im Jahr stecken sie ihre ganze Energie in die Bildung neuer Triebe, die dementsprechend besser anwurzeln. Generell ist es aber auch zu jeder anderen Jahreszeit möglich, Stecklinge zu schneiden und in Erde zu setzen.

Die geeignete Schnittstelle finden

Zum einen sollten Sie bei der Bestimmung der Schnittstelle nach Knospen Ausschau halten. Diese fallen mal direkt auf, oder erscheinen ein anderes Mal sehr unscheinbar. In letzterem Fall spricht man von „Augen“. Knospen sind die Kraftwerke der Pflanze, in die sie ihre Energie steckt. Sie dienen dem Steckling als Reserve, aus der er die nötige Kraft zur eigenständigen Wurzelbildung nehmen kann. Schneiden Sie Ihren Steckling rund 3 bis 5 mm unterhalb einer Knospe oder eines Knospenpaares ab.
Besitzt die Triebspitze bereits Blätter, dient der Blattansatz als Orientierungspunkt. Halten Sie jedoch einen geringen Sicherheitsabstand zum Ansatz ein, um nicht in den Vegetationspunkt der Mutterpflanze zu schneiden.
Extra Wissen: Warum ist es eigentlich lohnenswert, einen Steckling in unmittelbarer Nähe einer Knospe zu schneiden? Hier lagert die Pflanze bestimmtes Gewebe an, das die Wuchsfreudigkeit anregt. Botaniker sprechen von sogenanntem Kabium. Dieses Gewebe enthält spezielle Stoffe, aus denen die Pflanze ihre Energie bezieht.

Die optimale Länge eines Stecklings

Wie lang ein Steckling sein sollte, hängt von der Größe der Mutterpflanze beziehungsweise ihrer Art ab. Bei Sukkulenten beschränkt sich die Länge im Vergleich zu Sträuchern natürlich nur auf einige Zentimeter.
Um es botanisch auszudrücken, orientieren Sie sich an einem Internodium. Dieser beschreibt den Abstand zwischen zwei Knospen oder Blattpaaren eines Triebes. Ein Steckling sollte mindestens ein Internodium lang sein.

Der letzte Schliff

Anfänger, die sich noch an die Vermehrung durch Stecklinge herantasten, können die entnommenen Triebe bereits jetzt in die Erde setzen. Möchten Sie aber wie ein Profi vorgehen, unterziehen Sie dem Steckling nach dem Schneiden einer Bearbeitung, mit der Sie die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewurzlung optimieren.
Nehmen Sie dafür noch einmal das Messer zur Hand und prüfen Sie die Genauigkeit, mit der Sie den Steckling geschnitten haben. Als loser Trieb gelingt es einfacher, Nachbesserungen der Schnittstelle vorzunehmen. Schneiden Sie den Steckling nun genau unter der Knospe oder Blattpaar ab. Dabei entfernen Sie die wenigen Millimeter, die Sie zuvor berücksichtigt haben, um die Mutterpflanze nicht zu verletzen. Auch oberhalb der Knospe beziehungsweise des Blattpaares kürzen Sie den Steckling ein.

Der Verwundungsschnitt

Mit dem sogenannten Verwundungsschnitt regen Sie die Bewurzlung eines Stecklings an, dessen Mutterpflanze als schnittempfindlich gilt. Zu diesen Arten zählen zum Beispiel der Rhododendron oder die Azalee. So gehen Sie dabei vor:

  • Steckling wie oben beschrieben abschneiden
  • untere Blätter entfernen, die oberen Blätter teilen
  • an der Basis gegenüber der Knospe einen 5 bis 10 mm langen Schnitt vornehmen

Extra Wissen: Möchten Sie wissen, auf welche Weise der Verwundungsschnitt wirkt? Das Geheimnis liegt im sogenannten Kallus. Dabei handelt es sich um ein Gewebe, das Pflanzen produzieren, um Wunden zu verschließen. Da für diesen Prozess die Bildung neuen Gewebes erforderlich ist, regt der Kallus gleichsam das Wachstum der Pflanze an.

Tipps & Tricks
Sie lieben das Gärtnern und können gar nicht genug von Pflanzen bekommen? Dann sollten Sie sich mit qualitativem Equipment ausstatten. Im Fachhandel erhalten Sie spezielle Stecklingmesser. Diese Modelle zeichnen sich durch eine gerade Klinge mit einseitig geschliffener Schneide aus. Dank eines geraden Griffes liegt das Klappmesser komfortabel in der Hand. Auch reiner Alkohol sollte zu Ihrer Ausstattung gehören, um das Messer vor und nach jedem Gebrauch zu desinfizieren.