Der charakteristische Duft, die zarten bis leuchtenden Farben, viele Fliederbesitzer kommen irgendwann auf die Idee, ihre Jungpflanzen selber ziehen zu wollen. Kein Problem, denn der Flieder verfügt über gute Verbreitungsmöglichkeiten und lässt sich einfach vermehren, solange Sie ein paar wichtige Dinge beachten.
Vermehrung über Wurzelausläufer
Die meisten Fliederarten bilden Wurzelausläufer aus, die sich wunderbar zur Vermehrung eignen. Entdecken Sie solche Wurzelausläufer an Ihrem Flieder, können Sie diese ganz leicht mit dem Spaten abstechen und an einem anderen passenden Standort wieder einsetzen. Bei dieser Methode handelt es sich um die einfachste Art der Vermehrung, wenngleich sie nicht bei allen Arten funktioniert.
Gut klappt die Vermehrung über Wurzelausläufer beispielsweise bei den Wildfliedersorten, da diese von Natur sehr viele Wurzelausläufer bilden. Am Edelflieder lassen sich zwar auch einige davon erkennen, allerdings keine wurzelechten, sondern nur die Wildform. Durch die sogenannte In-vitro-Vermehrung, welche sich bei den Edelsorten durchgesetzt hat, sind wurzelechte Ausläufer und eine sortenechte Vermehrung zwar möglich, aber zu einer Wurzelausläuferausbildung kommt es dann verhältnismäßig selten.
Vermehrung durch Steckholz
Diese Methode der Vermehrung ist sehr einfach, beinhaltet aber häufig viel Ausfall. Gerade mal jedes zehnte Steckholz wächst erfolgreich an. Der richtige Zeitpunkt für das Schneiden der Steckhölzer ist der Spätherbst, und zwar nach dem Laubfall. Das heißt, der Flieder muss blätterlos sein, was zum Beispiel bei der Vermehrung durch Stecklinge anders ist. Die einjährigen Triebe werden sauber abgetrennt und sollten etwa bleistiftlang sein. Achten Sie zudem darauf, dass die Triebe sowohl oben als auch unten ein Knospenpaar besitzen.
Am unteren Ende wird ein circa zwei Zentimeter breiter Streifen von der Rinde abgezogen, dieses Ende stecken Sie danach in die Erde. Als Standort wählen Sie am besten ein halbschattiges Plätzchen. Weiteres zu dem richtigen Standort für Flieder können Sie in diesem Artikel nachlesen. Die Erde sollte vorher umgegraben und aufgelockert sein, zudem können Sie den Boden noch mit Komposterde anreichern. Nun stecken Sie das Steckholz zu einem Drittel in die vorbereitete Erde und drücken Sie es vorsichtig an.
Da der Winter nach der Einpflanzung bald kommen wird, ist es ratsam, das Beet um das Steckholz herum mit Vlies zu bedecken. Den Winter über müssen Sie sich nicht weiter um den Flieder kümmern, im Frühjahr werden Sie erkennen, ob die Vermehrung erfolgreich war. Folgende Fliedersorten sind für die Steckholzvermehrung geeignet:
- Chinesischer Flieder (Syringa x chinensis),
- Bogen-Flieder (Syringa reflexa) und
- Ungarischer Flieder (Syringa josikaea).
Weniger geeignet für die Steckholzvermehrung sind die Edelfliedersorten.
Vermehrung durch Stecklinge beziehungsweise Ableger
Diese Art der Vermehrung wird sehr häufig angewandt und findet nicht im Herbst, sondern zur vollen Blütezeit, also im Mai und Juni statt. Wichtig ist, dass Sie nur unverholzte Ableger auswählen, die über ein Minimum von drei Blattknoten verfügen. Entfernen Sie danach die untersten Blätter von dem Ableger. Maximal drei Blätter lassen Sie stehen, welche Sie vorsichtig halbieren.
Anschließen stecken Sie die Stecklinge in kleine Blumentöpfe mit vorbereiteter Anzuchterde. Diese sollte aus normaler Erde, Sand und optimaler Weise aus etwas Algenkalk bestehen. Die Erde mit den enthaltenen Stecklingen unbedingt gut anfeuchten und eine gewächshausähnliche Umgebung erzeugen. Dazu können Sie ein paar Holzspieße um den Steckling herum in die Erde geben und eine durchsichtige Plastiktüte darüber spannen. Möglich ist es auch, eine transparente Plastikflasche über den eingepflanzten Ableger zu stülpen.
In jedem Fall sollten Sie darauf achten, dass die Gewächshautvariation so groß ist, dass die Blätter frei sind. Ansonsten kann sich leicht Schimmel bilden. Wichtig ist es, dass Sie für eine regelmäßige Lüftung und ausreichende Wasserversorgung achten. Der optimale Standort ist hell und warm, aber nicht zu sonnig. Die Vermehrung über Stecklinge funktioniert bei so gut wie allen Fliedersorten. Besonders gut eignen sich:
- Zwergfliedersorten (zum Beispiel Syringa x meyeri oder Palibin‘) oder
- Preston-Hybriden (Syringa x prestoniae).
Vorsichtig sollten Sie bei den empfindlichen Edelfliedersorten sein. Weitere Informationen zu den Fliedersorten können Sie hier nachlesen.
Vermehrung durch Veredlung
Diese Methode der Vermehrung war ursprünglich für die Edelfliedersorten gedacht, wurde später aber mehr und mehr durch die In-vitro-Vermehrung ersetzt. Letztere ermöglicht es Ihnen, wurzelechte und sortenechte Pflanzen zu erzielen. Aber auch die Vermehrungsvariante der Veredelung findet heute noch ihren Einsatz.
Hier wird der Flieder durch die sogenannte Okulation im Monat Juli auf ein- oder zweijährige Sämlinge der Wildart veredelt. Diese sind etwa bleistiftdick und werden im Herbst in ein Beet ins Freiland gepflanzt. Für den anstehenden Winter ist ein Vliestunnel wichtig. Bei den Sämlingsunterlagen werden schon Ende des Winters die Knospen bis zur gewünschten Stelle der Veredelung entfernt.
Flieder aussäen
Natürlich ist auch beim Flieder das Vermehren und Züchten durch Samen eine Option. Die Samen fallen nach der Blütezeit zu Boden, Sie können diese aber auch ganz einfach käuflich erwerben. Sowohl veredelte als auch unveredelte Sorten lassen sich aussäen. Der optimale Zeitpunkt für die Aussaat ist der Frühling, denn bevor im Spätherbst und Winter der erste Frost eintritt, sollten sich schon kleine Pflänzchen gebildet haben.
Da es aber sehr wahrscheinlich ist, dass einige von ihnen den Winter nicht überstehen werden, sollten Sie auf Nummer sicher gehen und lieber mehrere Samen in die Erde geben. Beim Flieder aussäen brauchen Sie etwas Geduld, da es einige Jahre in Anspruch nehmen kann, bis aus den kleinen Pflanzen ein schöner Fliederbusch entsteht.