Zur richtigen Pflege der exotischen Orchideen gehört insbesondere auch ein regelmäßiger Rückschnitt. Richtig durchgeführt sorgt dieser für ein vitales Wachstum und eine ausgeprägte Blütenfülle. Jedoch können hierbei auch viele Fehler gemacht werden – wir zeigen Ihnen, wie Sie die Schere an Ihren Orchideen richtig ansetzen.
Verschiedene Orchideen-Arten benötigen unterschiedliche Rückschnitte
Nicht alle Orchideen-Arten sollten bzw. können nach dem selben Muster beschnitten werden. Hierbei muss insbesondere differiert werden nach
- eintriebigen
- und mehrtriebigen Orchideen-Arten.
Eintriebige Orchideen schneiden
Einige Orchideen-Arten weisen einen eintriebigen Wuchs auf. Zu diesen gehört auch die vor allem bei Anfängern beliebte Dendrobium-Orchidee. Eintriebig wachsende Orchideen zeigen an jedem Trieb nur jeweils ein einziges mal eine Blüte.
Die vollständig vertrockneten und zurückgezogenen Triebe können sodann nach der Blütezeit knapp über dem Boden abgeschnitten werden.
Mehrtriebige Orchideen schneiden
Zu den mehrtriebigen Orchideen-Arte gehört insbesondere die bekannteste Schmetterlingsorchidee, die Phalaenopsis. Bei mehrtriebigen Orchideen werden die abgeblühten Stängel um etwa ein Dritten zurückgeschnitten. Der geeignete Schnittpunkt ist hierbei über dem zweiten oder dritten schlafenden Auge. Dieses Kürzen kann zur Förderung der schlafenden Augen führen. Mit etwas Geduld und Glück bilden sich sodann in der kommenden Wachstumsperiode neue Triebe aus.
Ein Schnitt zur Aktivierung ruhender Knospen
Befindet sich Ihre Orchidee in einer besonders lang anhaltenden Ruhephase ohne Neuaustriebe, können Sie mit einem Zurückschneiden grüner Triebe die schlafenden Augen wecken und zur Ausbildung neuer starker Triebe oder zur Blütenbildung anregen. Wo genau Sie den Schnitt hierbei ansetzen, spielt keine bedeutende Rolle. Auch ein Verschneiden ist nahezu unmöglich
Wollen Sie die Bildung eines neuen Triebes hervorrufen, sollten Sie den alten bereits vorhandenen Trieb nahe am Ansatz beschneiden. Befinden sich mehrere schlafende Knospen am Trieb, kann ein Schnitt über dem zweiten oder dritten ruhenden Auge zum weiteren Wachstum anregen.
Vertrocknete Pflanzenteile abschneiden
Im Laufe des Lebenszyklus der Orchidee werden immer wieder oberirdische Pflanzenteile verwelken und absterben. Dies stellt generell einen natürlichen Verlauf dar. Merken Sie sich hierbei folgendes:
- verwelkte Blüten lassen Sie einfach abfallen oder zupfen Sie vorsichtig ab,
- gelbe und verwelkte Blätter sollten Sie ebenfalls nicht beschneiden, sondern vorsichtig abzupfen.
- Vollständig verwelkte und braune Blütentriebe hingegen sollten knapp über dem Ansatz abgeschnitten werden.
Vertrocknete Blütenstiele
Vertrocknete Blütenstiele sollten immer direkt über dem Boden abgeschnitten werden. Dies gilt sowohl für ein-, als auch mehrtriebige Orchideen. Sollte der Trieb nach und nach von oben her vertrocknen, kann ein Rückschnitt bis zum grünen Bereich anregend wirken. Sollte sich der Stiel auch nach dem Beschnitt weiterhin vertrocknen, kann er immer noch komplett abgeschnitten werden.
Ein Wurzelschnitt
Zur Orchideenpflege gehört auch ein regelmäßiger Wurzelschnitt. Dieser wird bestenfalls im Rahmen eines Umtopfens durchgeführt. Hierbei werden alle alten, vertrockneten und verfaulten Wurzeln abgeschnitten. Lediglich vitale und gesunde grüne Wurzeln sollten bestehen bleiben. Diese erkennen Sie besonders gut, wenn Sie den Wurzelballen in ein Wasserbad tauchen oder die Wurzeln mit Wasser besprühen. Gesunde Wurzeln werden grün und saftig, vertrocknete Wurzeln bleiben grau und dürr.
Das Verbot des Rückschnittes gesunder Luftwurzeln gilt auch für diejenigen Exemplare, welche sich im Laufe der Lebensdauer über den Topfrand hinaus ausbreiten. Diese sind essentiell für die weitere ausreichende Versorgung der Orchidee und dürfen nicht entfernt werden. Hat die Orchidee besonders viele Luftwurzeln ausgebildet, ist dies ein Anzeichen für ein Umtopfen, im Rahmen dessen auch alle oberen Luftwurzeln in das neue Substrat eingesetzt werden.
Kindel abschneiden
Viele Orchideen-Arten bilden sogenannte Kindel oder auch Keiki als Ableger zur eigenständigen Vermehrung aus. Sofern diese über mehrere eigene, etwa zwei bis vier Zentimeter lange Luftwurzeln sowie mindestens zwei eigene Blätter verfügen, können Sie von der Mutterpflanze abgetrennt und separat kultiviert werden.
Alternativ können Sie das Kindel auch weiterhin an der Mutterpflanze heranwachsen lassen. Dies sorgt meist für ein besonderes optisches Highlight durch eine doppelte Blühbelastung. Achten Sie jedoch auf eine geeignete Stütze des Triebes, um das erhöhte Gewicht tragen zu können.
Gartenorchideen schneiden
Frei wachsende Orchideen-Arten wie insbesondere die in Deutschland beheimateten Frauenschuh-Orchideen, Knabenkräuter oder Waldhyazinthen können nach den selben Regeln beschnitten werden, welche generell auch für Stauden gelten:
- Der geeignete Zeitpunkt für den Rückschnitt ist vor Einsetzen des ersten Frostes.
- Pflanzenteile wie Blätter und Triebe sollten nur entfernt werden, wenn diese vollständig abgestorben sind.
- Bei der Kultivierung in Töpfen schneiden Sie die oberirdischen Pflanzenteile bis auf den Boden zurück.
Die richtigen Materialien für den Rückschnitt
Ganz egal, ob Sie einen verwelkten Blütenstängel zurückschneiden oder einen Wurzelschnitt durchführen. Ihre verwendeten Werkzeuge wie Gartenscheren oder Messer sollten jederzeit sauber und desinfiziert sein. So verhindern Sie den Eintritt oder die Übertragung von Schädlingen und Keimen in die hervorgerufenen Schnittwunden.
Schnittwunden desinfizieren
Die verursachten Schnittwunden an oberirdischen Pflanzenteilen und Wurzeln sollten ebenfalls desinfiziert werden. Hierfür eignen sich sowohl Holzkohlepulver, als auch Zimt gleich gut.