Beim Schneiden von Kresse verbleiben die Wurzeln und ein Teil der Stängel in der Erde bzw. Keimunterlage. Lohnt es sich, das Kästchen weiterhin auf der Fensterbank zu lassen und fleißig zu gießen? Die Hoffnung auf eine Ernteverlängerung ist verständlich. Ob sie sich aber erfüllen wird, steht auf einem anderen Stern.
Ein Blick auf den Wachstumspunkt der Kresse
Wird ein Kraut abgeschnitten, treibt es bald aus seinem Wachstumspunkt neu aus. So kennen wir es von vielen Kräuterarten, die uns bis zum Herbst laufend mit neuen Trieben versorgen. Damit das klappt, muss nach jeder Schnittaktion der Wachstumspunkt an der Pflanze verbleiben. Wird er entfernt, kann kein neues Grün mehr nachwachsen. Da liegt das Problem, wenn es um Kresse geht. Während bei den meisten Kräutern der Wachstumspunkt knapp überm Boden liegt, befindet sich der von Kresse ganz oben. Genauer gesagt: Er ist unmittelbar unterhalb der Blätter angesiedelt. Es ist schier unmöglich, ihn bei der Ernte nicht zu entfernen.
Nur Blättchen abzupfen – ist das eine Lösung?
Ein präziser Schnitt, der nur die kleinen Blättchen erfasst, ist schwer durchzuführen, aber rein theoretisch als Lösung denkbar. Aus den verschonten Wachstumspunkten könnte die Kresse neu austreiben. Doch unserem Salat würde etwas fehlen: die typische Kresse-Würze! Auch wäre die abgeschnittene Kresse weit weniger gesund. Das liegt daran, dass die meisten Aroma- und Inhaltsstoffe im Stängel rund um den Wachstumspunkt sitzen.
Statt Neuaustrieb lieber Neuaussaat
Sie essen gerne Kresse und wollen laufend ernten? Niemand muss abgeschnittener Kresse eine Träne nachweinen, denn es gibt eine Möglichkeit, wie sich eine Ernte an die nächste anschließen kann. Da Samen sehr günstig zu haben sind und als Keimunterlage etwas Küchenpapier genügt, züchten Sie einfach laufend neue Kresse:
- nicht alle Samen auf einmal aussäen
- auf der Fensterbank alle paar Tage kleine Mengen säen
- Kressesprossen sind bereits nach 4-6 Tagen erntereif
- im Garten in Abständen von ein paar Wochen säen
- Ernte ist nach 2-3 Wochen möglich
Kressearten für längere Erntezeit
Die Gartenkresse ist nicht die einzige Kresseart, die den typisch-scharfen Kressegeschmack zu bieten hat. Pflanzen Sie stattdessen Kapuzinerkresse. Von ihr können Sie bis zum ersten Frost Blätter, Blüten und scharfe Samen ernten. Das Pfefferkraut, auch Breitblättrige Kresse oder Senfkresse genannt, ist sogar mehrjährig. Beide können im Beet oder im Kübel auf Balkon oder Terrasse gezogen werden.